Warum ist eine Zahnwurzelbehandlung nötig?
Frage
Infolge einer nicht enden wollenden Entzündung muss ich beim Zahnarzt eine Wurzelbehandlung machen lassen. Worum geht es dabei genau, was macht der Zahnarzt konkret? Weshalb kommt es überhaupt zu solchen schmerzhaften Zahnnerventzündungen? Gibt es alternative Behandlungsmethoden? H. B. in K.
Kurzantwort
Dringen aufgrund eines Risses in den oberen Zahnschichten, einer schweren Zahnfleischentzündung, einer tiefen Karies usw. von Kälte, Säure, Zucker oder Druck beim Kauen verursachte Reize bis zum Zahnnerv durch, kann dies zu einer Entzündung des Nervs führen. Dieser meldet dann einen massiven Zahnschmerz, der erst nach einer Wurzelbehandlung oder dem Absterben des Nervs nachlässt.
Wurzelbehandlungen haben zum Ziel, den Zahnnerv aus dem Zahninnern und aus seinen Wurzeln zu entfernen, den dabei entstehenden Hohlraum zu reinigen, zu desinfizieren und mit einem Füllmaterial aufzufüllen. Der Zahn selbst bleibt dabei bestehen.
Ursache: Zahnschaden
In einem gesunden Zahn ist der Nerv durch die harten Zahnwände sehr gut geschützt. Die Zahnnerven spüren wir erst, wenn ein Reiz (Kälte, Säure, Zucker, Druck beim Kauen usw.) durch diese äusseren Zahnschichten hindurch bis zum Nerv gelangt. Diese Reize gelangen jedoch erst zum Nerv, wenn ein Schaden vorliegt, sei es ein Riss in den oberen Zahnschichten, eine schwere Zahnfleischentzündung mit starkem Knochenschwund (Parodontitis) oder klassischerweise eine tiefe Karies.
Zahn wird zur Druckkammer
Reize, die weit ins Zahninnere vordringen, stören den Nerv derart, dass er sich entzünden kann. Entzündung ist immer mit einer Schwellung verbunden. Da diese Schwellung sich im Zahninnern in keine Richtung ausbreitenkann, entsteht zusätzlich ein Druck auf den Nerv. In dieser Situation meldet der Nerv einen massiven, unerträglichen Zahnschmerz, der erst durch eine Wurzelbehandlung oder das Absterben des Nervs nachlässt. Ohne Wurzelbehandlung kann der tote Zahn später wieder Schmerzen verursachen, wenn sich der abgestorbene Nerv (zum Beispiel mit Bakterien) infiziert. Das tote Gewebe kann sich gegen die Erreger nicht wehren, und es entsteht ein sogenannter Eiterzahn, der erneut massive Schmerzen und oft auch eine Schwellung im nahen Kieferbereich verursacht.
Um eine Wurzelbehandlung durchführen zu können, muss ein Zugang zum Nerv hergestellt werden, das heisst, es muss ein Loch in den Zahn gebohrt oder eine bestehende Füllung entfernt werden. Die Ursache muss selbstredend ebenfalls bereinigt werden, beispielsweise ein Riss abgedichtet oder die Karies entfernt werden. Der entzündete oder tote Nerv wird mit feinen Nadeln und Feilen bis zu den Wurzelspitzen entfernt. Der entstandene Hohlraum wird, wie erwähnt, gereinigt, desinfiziert und mit einem Füllmaterial dicht aufgefüllt.
Alternative: Ganzen Zahn ziehen
Als Alternative zur Wurzelbehandlung kommt in gewissen Fällen die Entfernung des Zahnes in Frage. Die Lücke, die dadurch entsteht, kann mit einem Implantat oder einer Brücke geschlossen werden.
Autor: Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Erschienen in: Neue Luzerner Zeitung am 09. Juli 2012